2002

17.–28. April 2002

Mensch Arbeit Unmensch

AUAWIRLEBEN 2002 fragt nach einem möglichen Zusammenhang zwischen neuen Formen von Arbeit und Gewalt, von „Täglich Brot“ und „bash“.

Was hat das Thema Arbeit im Theater verloren? Wo sie im realen Leben als selbstverständ-liche tragfähige Basis für einen Lebensplan hinterrücks und reziprok progressiv zur Wachs-tumsökonomie abhanden kommt, kurzstreckenatmig in diversen Jobs flexibel verendet, sich new-economistisch unter- und übernimmt, oder einfach ergreifend schlicht auf der Wartebank rumsitzt, da wird sie bühnentauglich. Liebe, Tod und Eifersucht, Allmacht, Ohnmacht und was sonst an Fragen existenzieller Couleur im Theater verhandelt wird, das fällt auf einmal mit der lebensbestimmenden Existenzfrage „Arbeit“ zusammen. Und drängt Stückweise auf die Bühne, wird prominent in Szene gesetzt und rückenstärkend wie spartenübergreifend mit spielerischem Ernst durch die Spielpläne begleitet von Dialogreihen wie „kapital und moral“, „geld. macht. natur.ch“, „Körper und Kapital“.

„Der ökonomische Kollaps ist nur das Vorspiel zum kompletten moralischen Zerfall“ textet KLARA vorausschauend auf ihre Produktion „Die sorglose Heiterkeit der Unternehmerher-zen“ und letztere endet blutig. Im Globalzustand allseitiger Haltlosigkeit gibt es zwischen for-schem Leistungsdenken bis Karrierestress und Gleichgültigkeit bis Grausamkeit keine Bar-riere eines ethischen Empfindens mehr: Die Versuche Platz zu nehmen im Leben äussern sich halt- wie planlos gewalttätig-katastrophisch.

Eingeladen werden Produktionen aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Jugoslawien und der Schweiz. Wiederum beteiligt ist das Stadttheater Bern, das mit seiner aktuellen Produktion zum auawirleben-Thema während des Berner Theatertreffens herauskommt. Desgleichen be-teiligt mit ihrer Abschlussproduktion ist in diesem Jahr die Hochschule für Musik und Thea-ter Bern (Abteilung Schauspiel), deren StudentInnen darüber hinaus in Zusammenarbeit mit auawirlebenStücke der spanischen Autoren Rodrigo García und Benjamin Galemiri in einer szenischen Erstlesung vorstellen und last not least das aua-Fest als Fest der Arbeit kräftig in Szene setzen werden. Das Kino Cinématte wartet zudem mit 8 Filmen zum Thema auf.

Gespielt, gefeiert und diskutiert wir diese Jahr in den Kulturhallen Dampfzentrale, im Schlachthaus Theater, im Tojo - Theater der Reitschule, auf der Kornhausbühne des Stadt-theaters Bern und im Grossen Saal der Hochschule für Musik und Theater (Abteilung Schauspiel).

Programm

  • Theaterhaus Jena, Gesine Danckwart
    Täglich Brot
    R: Christiane Pohle

  • KLARA Theaterproduktionen, Basel, Christoph Frick und Suzanne Zahnd
    Die sorglose Heiterkeit der Unternehmerherzen
    R: Christoph Frick

  • Düsseldorfer Schauspielhaus, Neil LaBute
    bash. Stücke der letzten Tage
    R: Benjamin Walther

  • Szenische Lesung, Rodrigo García
    Ihr alle seid Arschlöcher. Mit StudentInnen der Hochschule für Musik und Theater, Bern
    R: Maurici Farré

  • La Carnicería Teatro, Spanien, Rodrigo García
    After sun.
    R: Rodrigo García

  • Compagnie de l?Oiseau-Mouche, Frankreich, Koffi Kwahulé
    Bintou
    R: Vincent Goethals

  • Blue Theatre / Bitef Theatre, Yugoslavia
    Oscar Wilde and the inconstant Prince. Ensembleprojekt
    R: Nenad Colic

  • Hochschule für Musik und Theater, Bern, Sergi Belbel
    Nach dem Regen
    R. Lavinia Frey

  • Stadttheater Bern, Marius von Mayenburg
    Parasiten
    R: Cihan Inan

  • Theater.Winkelwiese, Zürich, David Greig/Suspect Culture
    Mainstream
    R: Gian Manuel Rau