Theater Marie (Aarau)

Forelle Stanley

Ich glaub, dass volljährig werden eine unnötige Grausamkeit ist. Ich glaub, dass Vergebung überbewertet wird. Ich glaub an Zeitreisen und Weltraumtourismus. Ich glaub, dass Kochen ein Liebesakt ist. Ich glaub genau so sehr an Rache, wie ich an Frieden glaub. Ich glaub, das Göttliche entsteht, wenn sich Einsamkeit und Zweisamkeit in perfekter harmonischer Weise vereinigen. Ich glaub an Loyalität bis zum Tod.

Skurrile Figuren bevölkern Claudia Dey?s Stück, das in einem abgelegenen Kaff am Rande der Zivilisation spielt. Die ungleichen Zwillingsschwestern Ducharne sind stadtbekannt. Während die mausgraue Sugar im immergleichen Trainingsanzug den Braten bereitet, hat es die selbstbewusst aufgetakelte Müllkippenaufseherin Grace immerhin zum Pin-up Girl auf der städtischen Reklametafel gebracht. So leben die beiden seit dem Tod ihrer Eltern in merkwürdiger Symbiose, die es ihnen unmöglich macht, sich von ihrer Vergangenheit und alten Rollenmustern zu befreien. Da muss erst Forelle Stanley auftauchen, dessen Lebensweg ebenso merkwürdig ist, wie sein Vorname. Auch Forelle ist Waise. Die drei verbindet die Sehnsucht nach den toten Eltern, die immer in ihren Köpfen und Gesprächen rumgeistern. 

Die kanadische Dramatikerin Claudia Dey hat mit unwiderstehlich schrägem Humor ein existenzielles Familiendrama geschrieben über Liebe, Einsamkeit und Obsession, über das Beharren auf der Vergangenheit und die Sehnsucht nach Veränderung. Das Stück lebt durch seine anrührenden, kruden Figuren und ihre ungewöhnliche Sprache, die ein Slang der Wortkargen ist, voll eigenartiger Redewendungen und poetischer Verdichtungen.

Seit Januar 2007 hat das Theater Marie ein neues Team, und diesem scheint FORELLE STANLEY auf den Leib geschrieben. Denn die neuen Maries schöpfen eher aus liebenswert skurrilen Figuren und Situationen als aus komplexen Plots. Nach einer ersten Phase von unvergleichlichen Eigenkreationen («Schilten», «Ikarus - is that all there is») begibt sich die Gruppe jetzt in den dramatischen Bereich.

Text: Claudia Dey
Regie: Nils Torpus
Spiel: Mona Petri, Francesca Tappa, Herwig Ursin 
Bühne: Renato Grob
Kostüme: Christina Nyffeler
Licht, Technik: Andy Giger
Produktion: Markus Speck

Koproduktion: Theater Tuchlaube Aarau, Theater an der Winkelwiese Zürich

TOJO THEATER REITSCHULE
SA 26.4. | 22:00 LateNight
SO 27.4. | 20:00 anschliessend Publikumsgespräch 

Spieldauer: 1h45