Stadttheater Bern

True Dylan

Stück in einem Akt, wie es sich an einem Nachmittag in Kalifornien wirklich ereignete.

Ein Nachmittag unter der ewigen Sonne Kaliforniens. In der Ferne sind die Wellen des Pazifik zu hören. Sam erscheint, bewaffnet mit Notizbuch, Aufnahmegerät und einem Sixpack Bier, offensichtlich in der Absicht ein Interview zu führen. Bob, der Hausherr, scheint daran nicht sonderlich interessiert zu sein, führt Telefonate, plaudert ziellos drauf los. Sams sorgfältig vorbereitete Fragestrategie kommt nicht zum Einsatz, sein Notizbuch bleibt geschlossen. Bobs Redefluss ist spärlich, seine Antworten sind lakonisch, die Unterhaltung der beiden treibt ziellos durch den Nachmittag. Geradezu beiläufig entsteht ein Portrait des Mannes, der die Popmusik mehr beeinflusst haben dürfte als jeder andere: Bob Dylan. Dessen tiefer Liebe zur Musik steht eine erstaunliche Lustlosigkeit an der Welt und dem Showbusiness gegenüber, die die Einsamkeit des grossen Musikers ahnen lässt. Sie reden über Engel, über Musik und vor allem über ihre Vorbilder und Vorgänger von Jimmy Yancey bis John Lee Hooker, und immer wieder über James Dean. «Du weisst, was Elvis gesagt hat? Er sagte, wenn James Dean gesungen hätte, dann wäre er Ricky Nelson gewesen.»

Es ist eine verzauberte Stunde, in der zwischen den beiden Männern eine atemberaubende Intimität entsteht, in der Sams Tonband auf mysteriöse Weise an Stelle des aufgezeichneten Gespräches Dylans Lieblingsmusik wiedergibt und die Katastrophen des Alltags keine Beachtung finden.

Immer wieder hat Dylan im Laufe seiner langen Karriere seinen musikalischen Stil verändert, immer wieder ist er einer veränderten Welt mit neuen musikalischen Konzepten entgegengetreten. Seine Musik begleitet mittlerweile mehrere Generationen von Pop-Liebhabern, die in ihr den Soundtrack ihres Lebens entdecken, und über alle Generationen hinweg herrscht Einigkeit: Dylan gehört unbestritten in den Pop-Olymp.

Sam Shepard, Amerikas bekanntester Gegenwartsdramatiker, Schauspieler, Drehbuchautor und Rockmusiker, ist bei seiner Begegnung mit Bob Dylan ihm ungeheuer nahe gekommen. Dass er das Drama als literarische Form seines Porträts wählt, erlaubt ihm, den Zuschauer mehr an der Intimität des Gespräches teilhaben zu lassen, als dies im klassischen Interview oder jeder anderen Erzählform möglich wäre. 

Text: Sam Shepard
Regie: Tanja Richter
Spiel: Andri Schenardi, Diego Valsecchi 

Vidmar:2
MI 30.4. | 19:30 | Premiere
SO 4.5. | 18:00 anschliessend Publikumsgespräch 

Spieldauer: 1h