Alvis Hermanis (Riga) & Schauspielhaus Zürich

Väter

Väter und Söhne. Werden letztere erwachsen, hiess dass fast immer Rebellion, Aufstand gegen die Alten, Vatermord. Heute ist zunehmend eine fast zärtliche Zuwendung zu unseren Vätern und Müttern zu bemerken. Vor allem bei einer Generation, die langsam aber sicher ihr eigenes alt und älter Werden spürt und nach den Wurzeln ihrer Identität fragt. So wie der Lette Gundars Āboliņ?, der Russe Juris Baratinskis und der Deutsche Oliver Stokowski, die von ihren Vätern und vom Sohn-Sein erzählen, im sowjetisch geprägten Lettland, in der kommunistischen Sowjetunion und in der westlichen Bundesrepublik. Die ihre Lebensspuren nachzeichnen, wie sie wurden was sie sind, und sich spürbar im Laufe des Abends ihren Väter anverwandeln, zwischen unbewusster Nachahmung und dem bewusst gesetzten Versuch der Differenz. Sie sind authentische Vater-Sohn-Experten und Profis der Darstellung, sie erinnern sich als Söhne und erzählen als Schauspieler. Der lettische Vater war auch bereits Schauspieler und der Sohn sitzt heute in dessen Garderobe in Riga. Der deutsche Vater war Polizist und der Sohn ging auf Antiatomkraftdemos. Der russische Vater hatte unklare Berufe und viele Geliebte und der Sohn wurde Künstler. Alle drei Väter tranken viel Alkohol. Das ist mal rührend, oft komisch, manchmal auch erschreckend oder peinlich, aber immer nachgetragene Liebe. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Alvis Hermanis: Ich habe zwei Söhne, mein Vater lebt noch, und ich bin mir sicher, die Beziehung zwischen einem Sohn und seinem Vater ist eines der geheimnisvollsten Dinge dieser Welt.

Der lettische Theatermann leitet seit 1997 das Jaunais Rīgas Teātris, seit 2003 ist er europaweit einer der gefragtesten Regisseure. Er erhielt zahlreiche Kritikerpreise und Auszeichnungen, u. a. den Europäischen Theaterpreis 2007. Alvis Hermanis hat bereits bei AUAWIRLEBEN 2006 das Publikum mit der Produktion DAS EIS drei grandiose Stunden lang fasziniert. Mit VÄTER gelingt ihm und seinen Spielern wiederum, dass wir nach einem langen Abend uns wünschen, er möge nie zu Ende gehen.

Konzept & Regie: Alvis Hermanis
Spiel: Gundars Āboliņs, Juris Baratinskis, Oliver Stokowski
Bühne & Kostüme: Monika Pormale
Licht: Ginster Eheberg
Dramaturgie: Andreas Erdmann

DAMPFZENTRALE Turbinensaal
SA 3.5. | 19:30
SO 4.5. | 19:30 anschliessend Publikumsgespräch

Spieldauer: 2 h 50min inkl. Pause

Sprache: Deutsch