Boris Nikitin (Basel)

IMITATION OF LIFE

Zwei Performer stellen sich, das Projekt und alle Beteiligten vor. Das Bühnenbildner-Duo PanteraPantera wird genannt, ein Bühnenbild ist nicht in Sicht. Ein leerer Theaterraum mit den üblichen Arbeitsrequisiten scheint Pause zu machen. Oder blicken wir hier auf die Simulation seines originalgetreu fingierten Momentanzustands? Immerhin stellt SIE, nach einem kurzen vergewissernden Blick auf das Papier in ihrer Hand, das Projekt als eine Recherche über Wirklichkeit, Biografie und Dokumentation vor. Und ER stellt sich mit einem Remake seiner Biografie vor, so wie er glaubt sich zu erinnern, sie in einem Vorläufer-Projekt namens «F wie Fälschung» erzählt zu haben. Ist das jetzt die Vorstellung der Vorstellung, das Davor vor dem Eigentlichen, oder bereits die Vorstellung an sich? Haben wir falsch gedacht oder spielt unsere Wahrnehmung bereits mit bei dieser Imitation of Life?

Gefälschte Bilder, gefälschte Tagebücher, gefälschte Geheimdienst-Berichte, gefälschte wissenschaftliche Protokolle, gefälschte Biographien, gefälschte Identitäten, gefälschte Dokumentationen - zu irgendeinem Zeitpunkt wurde ihnen Glauben geschenkt und mit ihrer jeweiligen Aufdeckung wurde vorstellbar, was unglaublich erscheint: dass die Wirklichkeit fingiert sein könnte. IMITATION OF LIFE spielt mit dieser Fiktion in der Form eines dokumentarischen Abends über Betrug, Manipulation und die Macht der Behauptung. Zwei Schauspieler und ein Fälscher teilen die Fähigkeit, sich als jemand anderen auszugeben. Ein Stück mit und über Spezialisten des «als ob» und zugleich ein theatraler Seiltanz zwischen dem Gewissen und Ungewissen von Informationen. 

Bei Boris Nikitin wird die Ästhetik der Laien, Experten, Komplizen oder auch der Profis noch einmal weitergedacht. (…) Es ist faszinierend zu erkennen, wie wenig das Theater braucht, um gut zu sein. (taz)

Boris Nikitin studierte am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Giessen. IMITATION OF LIFE ist seine dritte Arbeit mit dem Performer Malte Scholz. Die beiden Abende «Woyzeck» und «F wie Fälschung» wurden zum letzten Impulse-Festival eingeladen und dort mit dem Dietmar N. Schmidt-Preis für eine herausragende Einzelleistung ausgezeichnet.

Mit: Beatrice Fleischlin, Malte Scholz | Konzept, Inszenierung: Boris Nikitin | Dramaturgie: Cecilie Ullerup Schmidt | Bühne: PanteraPantera 

Koproduktion: HAU Berlin, Theaterfestival Treibstoff 09 – Kaserne Basel

SCHLACHTHAUS THEATER
SO 16.5. | 20:00
MO 17.5. | 20:00 anschliessend Publikumsgespräch

Spieldauer: 1h 20min
Eintritt: 35.–/25.–