Socìetas Raffaello Sanzio (Cesena)

SUL CONCETTO DI VOLTO NEL FIGLIO DI DIO

Über das Konzept des Angesichts bei Gottes Sohn

Ein aseptisch weisses Interieur, Loungedesign, darin ein seniler Vater und sein erwachsener Sohn, in ihrem Rücken ein Jesus-Porträt. Das Original von Antonello da Messina ist gerade mal so gross wie ein Blatt Papier, jetzt blickt Jesus überdimensional vergrössert über die Szene hinweg den Zuschauer an. Mit letzten perfektionierenden Handgriffen macht sich der Sohn startklar für den morgendlichen Aufbruch zur Arbeit, der inkontinente Vater hat sich beschmutzt, der Sohn wäscht ihn, wechselt die Windeln – Situation pur. Die Windeln sind gleich wieder voll, und wir schauen auf die sisyphusartigen Aktionen des Sohns, zwischen Geduld und Aggression, auf den Vater, der sich voll Scham entschuldigt, auf beider Verzweiflung über die unwürdige Situation. Im Hintergrund fehlt Jesus die Segnungsgeste des «Salvator Mundi» von Antonello, da ist nur noch dieses sanfte Gesicht mit den grossen Augen, das kontinuierlich seinen Ausdruck zu wechseln scheint.

In diesem Stück wird der Blick Jesu zum Scheinwerfer, der die Geschehnisse auf der Bühne in wechselhaftes Licht taucht. Das Licht könnte gut oder böse sein, anstössig oder unschuldig. Ich kenne mehr als tausend Maler in der Vergangenheit, die die Hälfte ihres Lebens damit verbrachten, den unbeschreiblichen, fast unsichtbaren Ausdruck des Bedauerns auf Jesu Lippen zu reproduzieren. Und heute? Heute ist er nicht mehr da. (Castellucci) 

Romeo Castellucci ist einer der radikalsten Vertreter eines nuovo teatro in Italien. Die Socìetas Raffaello Sanzio, 1981 von ihm gemeinsam mit Chiara Guidi und Claudia Castellucci gegründet, zählt zu den stilbildenden Theaterkollektiven Europas. Ihr bild- und klanggewaltiges Theater kommt grösstenteils ohne Dialoge aus.

Mit: Gianni Plazzi, Sergio Scarlatella, zusammen mit Dario Boldrini, Vito Matera, Silvano Voltolina | Konzept, Regie: Romeo Castellucci | Musik: Scott Gibbons | Regieassistenz: Giacomo Strada | Ausstattung: Istvan Zimmermann, Giovanna Amoroso | Ton: Matteo Braglia, Marco Canali | Licht: Fabio Berselli, Luciano Trebbi | Requisiten: Vito Matera | Produktionsleitung: Gilda Biasini, Benedetta Briglia, Cosetta Nicolini

Koproduktion: Theater der Welt 2010, deSingel international arts campus Antwerpen, Théâtre National de Bretagne Rennes, National Theatre Oslo, Barbican London and SPILL Festival of Performance, Chekhov International Theatre Festival Moskau, Holland Festival Amsterdam, Athens Festival, GREC 2011 Festival de Barcelona, Festival d’Avignon, International Theatre Festival DIALOG Breslau, BITEF Belgrade, spielzeit’europa Berlin, Théâtre de la Ville Paris, Romaeuropa Festival, SPIELART München, Le-Maillon, Théâtre de Strasbourg / Scène Européenne, TAP Théâtre Auditorium de Poitiers-Scène Nationale, Peak Performances @ Montclair State. In Kooperation mit Centrale Fies Dro

DAMPFZENTRALE Turbinensaal
MI 2.5. | 20:00
DO 3.5. | 20:00 anschl. Publikumsgespräch

Sprache: Italienisch, ohne Sprachkenntnisse verständlich, die kurze Übersetzung wird abgegeben
Spieldauer: 1h
Eintritt: 35.–/25.–

www. raffaellosanzio.org