Dood Paard (Amsterdam)
FREETOWN
von Rob de Graaf
Your vacation starts where civilisation ends.
Drei Frauen aus Europa haben freies Afrika gebucht.
Pam, Liesel und Nadja, Zivilisationsflüchtlinge. In Venus Beach, einer Ferienanlage irgendwo in Westafrika, «especially siuted for singles», wollen sie ihre Batterien auftanken. Hier kann man alles fallen lassen, Barrieren, Hüllen, sich selbst. Das abgesicherte Resort mit Doppelzaun bietet paradiesische Strände, komfortable Lodges, und ein bisschen mehr: freier Verkehr ist inbegriffen im Reisearrangement, aparte junge Schwarze stehen diskret für unerfüllte Sehnsüchte zur Verfügung. Geschenkt wird einem nichts, auch für Liebe, Zuwendung und anderes Exotisches dient die Mastercard. Jenseits des Zauns liegt die dritte Welt, dorthin zu gehen, davor wird abgeraten.
Zwei von den dreien sind bereits zum dritten Mal hier, sie weihen die Neue sukzessive in die Codes und Spielregeln ein, die sie selbst immer wieder über Bord werfen, um jedes Mal wieder aus dem gefühlten Soft-Wunder knallhart in der Realität zu landen. Anfälle sentimentaler Selbsttäuschung schrumpfen auf eine ungleiche Handelsbeziehung zusammen.
Was den Urlaubstrip manifest begleitet, ist die Apartheid, die im Kopf stattfindet. Gespalten zwischen Frust und Freiheit, erfolgreich gestresstem Berufsleben daheim und Sehnsucht nach Begehrtwerden hier in der Fremde, richten sie sich mit dem Dritteweltbewusstsein besserverdienender Gutmenschen und einer grossen Portion aufgeklärtem Pragmatismus verbal in der Apartheid ein: Sie sind hier nun mal bettelarm und es ist ihnen wirklich nicht auszureden, dass wir eine Art offene Wunde sind, aus der das Geld heraustropft.
Drei phänomenale Akteurinnen spielen den scharfsinnigen, bitterkomischen Text des Niederländers Rob de Graaf mit allen Zwischentönen und in allen Schattierungen durch. FREETOWN wurde vom ETC (European Theatre Convention) 2012 als einer der besten zeitgenössischen dramatischen Texte der
letzten zwei Jahre ausgewählt.
I like actors who act with enthusiasm. So with Freetown I was a three-time winner. (De Morgen)
Dood Paard wurde von Studenten der Academy of Dramatic Art in Arnhem nach ihrem Abschluss 1993 gegründet. Seither arbeiten sie als Kollektiv, das seine Entscheidungen diskursiv mit allen Beteiligten trifft, inklusive SchauspielerInnen, RegisseurInnen, TechnikerInnen. Sie betrachten die Welt kritisch, nicht ohne Sinn für Humor und mit dem optimistischen Glauben, dass menschlicher Intellekt und Kreativität Tragisches überwinden können.
Mit: Alix Adams, Ellen Goemans, Manja Topper | Deutsche Übersetzung: Isabel Schröder | Technik: Julian Maiwald | Kommunikation: Raymond Querido | Produktionsleitung: Bart Kusters
DAMPFZENTRALE Turbinensaal
MI 24.4. | 20:00 AUSVERKAUFT (Restkarten ev. an der Abendkasse erhältlich)
DO 25.4. | 20:00 anschl. Publikumsgespräch
Sprache: Niederländisch mit deutschen Übertiteln
Spieldauer: 1h 30min
Eintritt: 35.–/25.–