(MA-Studierende der) Hochschule der Künste Bern – Theater
Der himmelblaue Speck
Wir schreiben das Jahr 2068. In einem geheimen Labor in der Nähe von Genf experimentiert eine Handvoll Wissenschaftler mit den Klonen von Gotthelf, Dürrenmatt und Schiller. Ihr eigentliches Ziel ist die Züchtung von himmelblauem Speck, den die geklonten Dichter beim Schreiben anset- zen. Der Speck besitzt die Eigenschaft, immer die exakt gleiche Temperatur zu halten und könnte damit das Ende aller Energieprobleme sein. Eines Tages stürmt ein Terrorkommando das Labor, tö- tet sowohl die Wissenschaftler als auch die Klone und klaut den himmelblauen Speck.
Die Terroristen sind Mitglieder der Sekte der Erdrammler, die im Jahr 2026 vor der Zivilisation geflohen sind, um die alpine Erde zu rammeln. Sie bringen den Speck in ihren Bau, einem Versteck tief im Inneren der Jungfrau im Berner Oberland. Dort ist alles streng einer Hierarchie unterworfen. In den oberen Etagen lebt die Unterschicht, die Soldaten, in den mittleren hat sich die Bürokratie eingerichtet und ganz unten residieren die spiri- tuellen Führer der Sekte, zwei riesige Kleinkinder mit einem perfiden Plan: Mit einer selbstkonst- ruierten Zeitmaschine wollen sie zurück in das Jahr 1940 reisen, um mit Hilfe des himmelblauen Specks Deutschland zum Sieg im Krieg zu verhel- fen und gemeinsam mit Deutschland und Öster- reich ein grossschweizer Reich zu gründen. In dieser Dystopie kämpfen staatliche Geheim- dienste und religiöse Fanatiker um die Deutungs- hoheit über unsere Geschichte. Der himmelblaue Speck verkörpert darin die Essenz der kollektiven Identität. Wer die Macht über diese Substanz hat, kann sogar die Vergangenheit verändern.
In der Inszenierung von Dirk Vittinghoff und Masterstudierenden der Abteilung Theater der Hochschule der Künste Bern agieren Puppen und Schauspieler gleichberechtigt auf der Bühne. Das Geschehen aus dem im Jahr 2000 erschienenen Roman von Vladimir Sorokin wird sehr frei adap- tiert und in die Schweiz transferiert.
Dirk Vittinghoff wurde in Mühlheim an der Ruhr geboren und lebt seit 25 Jahren in Bern. Hier spielt und führt er Regie in unterschiedlichen Konstellationen, in den letzten Jahren vor allem in verschiedenen Zusammensetzungen der Gruppe Kopp/Nauer/Praxmarer/Vittinghoff.
frei nach Vladimir Sorokin
Spiel, Puppen und Raum Gerrit Bernstein, Linda Elsner, Sebastian Kläy, Johanna Kohlmünzer, Till Lang, Raphael Muff, Constanze Rückert, Daniela Ruocco, Jessica Schultheis, Stephan Wagner, Tatjana Werik, Virginie Portier Regie Dirk Vittinghoff Coaching Puppenbau Priska Praxmarer
Sprache Deutsch