Marjolijn van Heemstra (Amsterdam)

Mahabharata

  • Mahabharata

1989 erschien die fünfstündige Filmversion des «Mahabharata» von Peter Brook als multikulturel- les Epos. Schauspieler_innen aus allen Erdteilen spielten mit, die unterschiedlichen Hautfarben und Akzente vermischten sich zu einem harmonischen Kuddelmuddel, der Hoffnung auf ein friedliches Zu- sammenleben versprühte. Doch die Reaktionen da- rauf waren äusserst kontrovers: Kann und soll ein Westler dieses heilige Buch des Hinduismus ver- filmen? Kann das Heilige einer Weltreligion allge- meingültig werden? War Brook naiv oder arrogant?

Wir haben den Film vor langer Zeit gesehen. Er hat bewirkt, dass wir etwas glaubten. Wir wollen dieses Etwas mit euch teilen. Wenn wir es nicht tun, wird es womöglich vergessen.

Marjolijn van Heemstra und Satchit Puranik sind beide neun, als sie den Film zum ersten Mal se- hen: Der Inder inmitten der Grossfamilie vor dem serbelnden TV, die Niederländerin mit ihren weltoffenen Eltern auf dem Sofa, sich unglaublich mit Indien verbunden fühlend, «weil Mutter Theresa dort mit ihren Waisenkindern lebt, und weil meine Oma sagt, die sind Vegetarier, was ich mit neun Jahren auch bin, und die Menschen sind sehr friedliebend, was ich auch bin.»

Mehr als zwanzig Jahre später schauen sich die beiden das Monumentalwerk nochmals zusammen an und sind überzeugt, der Film hat sich verändert. Seine interkulturelle Utopie ist nur noch mit Mühe nachvollziehbar und die langsame, schleppende Spielweise der Schauspieler_innen ist kaum auszuhalten. Doch die beiden finden sich nur schwer damit ab, dass das mit der Harmonie und der weltweiten Verbundenheit plötzlich sehr viel komplizierter scheint als damals.

Ein vor allem durch das entwaffnend ehrliche Spiel der Performer berührendes Kammerspiel ist das, das so privat erscheint, dass man gar nicht genau wissen will, was von dem Geschehen auf der Bühne tatsächlich der Wirklichkeit entspricht.

nachtkritik

Marjolijn van Heemstra zeigt zwei Teile ihrer Trilogie über die Verbundenheit der Menschen in einer globalisierten Welt bei AUA: Neben MAHABHARATA ist am 10. und 11.5. GARRY DAVIS zu sehen.

Satchit Puranik kommt aus Bombay und performt – interkontinental – in diversen Theaterproduktionen in vier Sprachen, u. a. in einem Solo-Stück mit dem Titel «Karl Marx In Kalbadev». Ausserdem arbeitet er als Regisseur, Schauspieler und Cutter für diverse Filmproduktionen

Mit Marjolijn van Heemstra, Satchit Puranik Konzept, Text Marjolijn van Heemstra Endregie Sanne van Rijn Dramaturgie Willem de Wolf Sound Design Roald van Oosten

Produktion Frascati Producties Amsterdam

Sprache Englisch und Niederländisch mit deutschen Übertiteln
Spieldauer 1h 30min

Schlachthaus Theater Bern Donnerstag, 15.05. | 20:00

anschl. Publikumsgespräch 

Schlachthaus Theater Bern Freitag, 16.05. | 20:00