UP CLOSE & RELATIONAL

Die Wir-Schweiz habe über die Ich-Schweiz gesiegt, kommentierte ein SRF-Bundeshausredaktor das Abstimmungsresultat zur No-Billag-Initiative vor ein paar Wochen. Endlich wieder einmal spüren wir eine Wir-Schweiz! Das konnte man nach einer Abstimmung schon lange nicht mehr so deutlich sagen. Wir halten zusammen und zahlen freiwillig für etwas, das wir selber vielleicht gar nicht so toll finden, denn wir haben begriffen, wie wichtig das ist für viele in unserem Land, insbesondere für die Sprachminderheiten (zu denen übrigens auch die Gebärdensprache zu zählen ist). Wir halten in eidgenössischer Tradition zusammen, rühren gedanklich alle im selben Caquelon und sind stolz darauf. Doch was ist ausserhalb dieser Wir-Schweiz? Das Wir endet ja leider oft an der Grenze.

Den diesjährigen Produktionen im AUA-Programm sind Grenzen egal. Sie fragen nach dem weltweiten Wir und rücken Verbindungen ins Zentrum; die Verbindungen zwischen Menschen, Sachverhalten, Erdteilen. Sie kümmern sich ums grosse Ganze und sehen sich das alles mal von Nahem an, auf Augenhöhe. Nicht Individuen interessieren, sondern ihr Verhältnis zu einander und zur Welt. Ehemals verfeindete Soldaten treffen sich auf der Bühne, ein ungewolltes Internetphänomen erzählt von seinem «Ruhm», das Geld wird vor Gericht gezogen, Tanz und Musik verschmelzen und wir bilden Gemeinschaften mit anderen Zuschauenden.

Ganz im Sinne des relationalen Denkens ist auch das Rahmenprogramm im Festivalzentrum gestaltet. In der ersten Hälfte des Festivals treten unter anderem Künstler*innen auf, die in anderer Funktion auch im Hauptprogramm zu sehen sind oder sonst einen Bezug zu AUA haben. (Man wird sogar unseren technischen Leiter auf der Bühne erleben können!)

Seit zwei Jahren bauen wir bei AUA eine Brücke zwischen den Kulturen der Gehörlosen und der Hörenden. Hörbeeinträchtigte arbeiten beim Festival mit und einige Produktionen und Publikumsgespräche (Stammtische) werden in Gebärdensprache übersetzt oder übertitelt. Dieses Jahr feiern wir diese Brücke mit einem Bilingue Slam, bei dem hörende und gehörlose Slam Poet*innen in Lautsprache und Gebärdensprache gegeneinander antreten.

Wir freuen uns, Ihnen im Schlachthaus, in der Dampfzentrale und im Tojo eine geballte Ladung Theater aus Argentinien, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Grossbritannien, Neuseeland, Schweden und der Schweiz präsentieren zu können. Für das ultimative grenzenlose Wir-Gefühl besuchen Sie auch unser im wahrsten Sinne des Wortes vernetztes Festivalzentrum im PROGR.

Wir freuen uns auf Sie!

Ihr AUA-Team