Editorial

BETTER NOW

  • Better Now

Da stehen Sie also im Supermarkt und greifen nach dem Bio-Bier und legen es glücklich zwischen die Seitanplätzli und die Fair-Trade-Schoggi in den Einkaufswagen. Aber dann kommt Ihnen in den Sinn, dass Sie ja mal gelesen haben, dass Einwegglas die schlechteste aller Bierverpackungen sei. Doch im Regal steht weder Bio-Bier in Dosen noch in Mehrwegflaschen. Was tun Sie? Was ist besser?

Oder Sie haben diesen Meditationskurs gebucht, um endlich mal ein bisschen dem alltäglichen Leistungsdruck zu entkommen. Und dann liegen Sie da schlapp auf der Matte und die Lehrerin bittet Sie, sich die beste Version von sich selbst vorzustellen. Wie jetzt? Wenn Sie wüssten, wie Sie besser würden, wären Sie es doch längst. Und überhaupt: Besser für wen? Besser für was? Aber gottseidank, der Mattennachbar hat auch Sorgenfalten auf dem Gesicht. Der kann das auch nicht besser als Sie, obwohl er schon viel länger in diesem Kurs ist. Das hebt Ihre Stimmung sofort.

Oder Sie versuchen, Ihrer Oma das Prinzip von Tinder zu erklären oder von Online-Shopping (kommt aufs Selbe) und erklären gerade so, wie man da immer weiter scrollen/swipen kann, in der Hoffnung, dass noch was Besseres kommt, und sie schüttelt den Kopf und sagt: «Solche Probleme hatten wir früher nicht». Und das macht Sie gerade ein bisschen sauer, denn früher war nämlich nicht alles besser! Aber dann sagt die Oma: «Dafür habt ihr es heute sonst sehr gut mit eurer Genderfluidität und der Klimajugend.»

Es ist kaum je eindeutig, was «besser» ist, und doch streben wir Tag ein, Tag aus nach Verbesserung, nach Selbstoptimierung, wir vergleichen uns und bewerten einander. Da geht es uns bei auawirleben auch nicht anders. Wir können uns dem nicht entziehen und versuchen stattdessen dieses Moment positiv zu verwerten. Wie einige andere europäische Kulturinstitutionen haben wir zu Beginn des Jahres ein Manifest geschrieben, das uns Leitplanken in unserer Arbeit gibt. Wir setzen uns ein für mehr Fairness, Transparenz, Diversität und Nachhaltigkeit und beginnen dabei bei uns selbst. Das hat ganz bestimmt einen Einfluss auf den Alltag unseres Teams.

Ob es einen Einfluss auf das Festivalprogramm hat, prüfen Sie bitte selbst. Künstler*innen aus Frankreich, Belgien, Spanien, Niederlande, Brasilien, Deutschland, Australien, Italien, Estland, Finnland, Bolivien, der Schweiz und einen Roboter können Sie dieses Jahr am aua kennenlernen. Dazu kommt ein dichtes Programm im Festivalzentrum, welches sich im PROGR über 15m erstreckt – diesmal in die Höhe gerechnet, vom Hof bis in den Estrich. Hier gibt es an unseren bewährten Crashkursen viel zu lernen, die Beiz und Bar verpflegen Sie mit leckeren Spezialitäten, ein exquisites Late-Night-Programm aus Konzerten, Comedy, einem Quiz, einer Award Ceremony und DJs unterhält Sie im Estrich, und für Ihr Wohlbefinden tauchen Sie in unsere hauseigenen Thermen der besonderen Art.

Wir freuen uns auf 14 intensive Tage mit Ihnen!
Ihr aua-Team