Peeping Tom (Brüssel)

32, RUE VANDENBRANDEN

Niemand konnte sich der Faszination der Trilogie «Le Jardin», «Le Salon» und «Le Sous Sol» bei AUAWIRLEBEN 2009 entziehen. Jetzt kommt das belgische Künstlerkollektiv wieder, mit einem Meisterwerk. Während die Trilogie in die Innenräume und in die Abgründe einer Familie blickte, führt uns 32, RUE VANDENBRANDEN unter einen weiten Himmel und ins Innere des isolierten Individuums. Eine eisige Schneewüste, eine Wohncontainersiedlung, der Wind pfeift. Die Bewohner wirken deplatziert, ihr Outfit, ihr Habitus, alles verrät einen Transitort: Lost in Parad-ice. Und dann treffen auch noch, voll mit Koffern bepackt, zwei Koreaner ein. Man sucht Nähe und geht auf Distanz, schüchtern oder schamlos, man exponiert sich – dem Blick des Anderen oder unbeobachtet solistisch. Das Begehren schlittert auf Glatteis, Intimes wird extim, man durchbricht die Normen einer Gemeinschaft. Und bleibt, fernab von der Zivilisation mit sich selbst konfrontiert, gemeinsam einsam.

Selten war die Grenze zwischen Zärtlichkeit und Brutalität so schmal, so durchlässig. Groteske Realität geht fliessend über in surreale Sehnsuchtsbilder. Die Traumlogik übernimmt die Dramaturgie: Was hat sich ereignet und was wird erst passieren? Was ist Erinnerung, was Projektion? Was geschieht wirklich und was sind eigene Phantasmagorien? Aus traum- und alptraumhaften Szenen entsteht eine schrecklich schöne Narration der Einsamkeit. 

«Grosses Kino möchte man das nennen, und in der Tat scheint es, als erprobten Peeping Tom mit ihrer neuen Arbeit den Cinemascope-Effekt für Tanz und Theater. Mit ganz und gar malerischen Bildern, die von Kälte, Einsamkeit und Sehnsucht sprechen, von Öffentlichkeit und Privatheit, von Regeln und Sanktionen, von Liebe und Tod.» (FAZ)

Peeping Tom, das sind die Argentinierin Gabriela Carrizo und der in Frankreich geborene Franck Chartier. Beide tanzten bei Alain Platel, bevor sie 2000 das Kollektiv Peeping Tom gründeten. Ihre einzigartigen Tanztheaterprojekte verblüffen nicht zuletzt durch ein Spektrum an Bewegungen, die allen Regeln der Schwer- und Muskelkraft zu widersprechen scheinen. Für ihre aktuelle Produktion haben sie neue, junge TänzerInnen und PerformerInnen herangezogen aus England, Südkorea, Belgien und den Niederlanden. Mit dabei ist wieder die Mezzosopranistin Eurudike De Beul.

DAMPFZENTRALE 
DO 28.4. | 20:00
FR 29.4. | 20:00 anschliessend Publikumsgespräch

Eintritt: 35.-/25.-
Dauer: 1h 20min

www. peepingtom.be/en
FRANS BROOD PRODUCTIONS