Andreas Liebmann (Zürich/Berlin)

BIRTHDAY!

Auf welches Wissen waren Sie als Kind stolz? Wer hat es Ihnen beigebracht? Welche gestorbene Person war für Sie wichtig? Was waren bedeutende Momente mit dieser Person, und was haben Sie in diesen Momenten erfahren? Wann konstituiert Wissen Exklusion und autoritäre Machtverhältnisse? Und wie kann ein einzigartiges Wissen «aufgehoben»werden?

BIRTHDAY! ist Feier, Totengedenken, Wissenstransfer. Der Gastgeber ist tot und wird herbei erzählt. Er füllt den Raum und die Köpfe. Wein wird getrunken, zur Auflockerung spielt eine kleine Partymusik, die Nachbarstochter bringt ein Ständchen, ein Gast hält die Geburtstagsrede. Mit eisernem Willen wird an der Genussfähigkeit festgehalten. Dann bricht sie zusammen. Der Erzähler verschwindet und macht Platz. Wer zurückbleibt, der erinnert sich, erfindet Neues. 

Andreas Liebmann erinnert an diesem Abend an das Geburtstagsfest eines mittlerweile verstorbenen Hirnforschers, an dem er selbst anwesend war. Mit dem Hirnforscher ging ein Mensch, der nicht nur viel wusste, sondern auch eine ganz besondere Art hatte, sein Wissen zusammenzudenken und zu erzählen. Hirnforschung, das Erlebnis von Krankheit, Weltumseglungen, Naturbeobachtungen und gierig verschlungene Weltliteratur bildeten ein einzigartiges Denksystem. Leben, Wissenschaft und Poesie waren dabei gleichwertige Quellen des Wissens und der Imagination. Heute sirren Gedankenfetzen, Ambivalenzen, Echos. Was bleibt von einem Menschen übrig, wenn man ihn ins Theater importiert? Wer gestorben ist, hat seinen Beitrag geleistet. Der Austausch ist Sache der Lebenden.

Liebmann bringt in Birthday! die grosse Frage auf die Bühne, wie man das Leben zu etwas Grossartigem machen kann. Dafür hat er sich mit Ana Berkenhoff verstärkt (…). Jeder ihrer Auftritte ist eine kleine Feier des Hierseins, und damit ein Gegenkonzept zum Leben der Männer, das auf Erkenntnis und Nachruhm ausgerichtet war. (Tagesanzeiger)

Andreas Liebmann, Performer, Autor, Regisseur, setzt an diesem Abend seine Grenzgänge zwischen Dokumentation, Fiktion und Gesellschaftsproduktion fort. Er integriert in seinen Arbeiten Erfahrungen und Ansätze aus unterschiedlichsten Feldern, seine Performances nehmen so ganz verschiedene Formen an und gehen immer wieder der Frage nach: Wie schafft man im Theater einen Ort, der zugleich Erzähl- wie auch Lebensraum wird? Bei AUA 2012 liess er mit der mobilen Performance «Meine Versteinerung» die Besucher ein persönliches Erinnerungsobjekt für die Nachwelt kneten.

Erstmals arbeitet Liebmann mit Ana Berkenhoffzusammen, einer in Theorie und Praxis bewanderten Perfomerin, die im Regiekollektiv Berkenhoff/Belser/Siegwald eigene Stücke inszeniert und zwischen Hörspiel und szenischen Konzerten musikalische Experimente unternimmt.

Von und mit: Andreas Liebmann, Ana Berkenhoff | Konzept, Leitung: Andreas Liebmann | Musik: Hannes Strobl | Ausstattung: Mai Gogishvili | Dramaturgie: Carolin Hochleichter | Technische Leitung: Tobias Klette | Künstlerische Begleitung: Beatrice Fleischlin | Produktion: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro

Koproduktion: Rote Fabrik Zürich, Hebbel am Ufer Berlin

TOJO THEATER REITSCHULE
FR 3.5. | 19:00
SA 4.5. | 20:00

Sprache: Deutsch
Spieldauer: ca. 1h 45min
Eintritt: 25.–/20. –

www. andreasliebmann.net