Schauspielhaus Wien

DIE GESCHICHTE MEINER EINSCHÄTZUNG AM ANFANG DES DRITTEN JAHRTAUSENDS

von PeterLicht

Es geht ihm gut. Er ist gesund, hat Geld oder doch eher Schulden, eine Freundin die er liebt, helle Gedanken, ein richtig schönes Sofa, dem ein Bein fehlt, was die Sitzhaltung ein wenig oder erheblich beeinträchtigt, oder eigentlich gar kein Sofa, weil er sich das nicht leisten kann, dafür ein grosses Loch im Zimmerboden, durch das selbiges Sofa und nicht nur das hinabstürzt.
War vorher noch die Welt zwar nicht gerade die allerbeste, seine persönliche Wetterlage auf der Skala des Wohlseins zwischen Mitte und leichter Tendenz gegen unten befindlich, aber doch immer in der Ambivalenz von zarter Melancholie und Glückspilz, zwischen komfortabel und katastrophisch, also ok und nicht so ganz ok, so kippt jetzt alles in die Schieflage und rauscht samt dem unbenannten Ich ins bodenlose Nichts.
Schwerelos schwebte der ein oder andere Fernseher an mir vorbei. Manch ein Salat und manches Brot. Ich sah verschiedene Menschen. Mitunter schien es, als schliefen sie. Ich fühlte mich, als ob es mich nie gegeben hätte, als ob alles, was ich je berührt hatte, mit meinen Händen oder meiner Seele, ein negatives Abbild gewesen wäre in einer Welt der Verneinung.
Ein modernes Märchen, das den Protagonisten ohne allmächtige Fremdeinwirkung in die Apokalypse schlittern lässt.

Selten kommt ein Armageddon so beiläufig, so cool wie bei PeterLicht und Herrn Strutzenberger. (Falter Wien)

PeterLicht bewegt sich zwischen den Polen Text, Musik, Pop, Kunst, soziale Skulptur, Kapitalismus und Schnäppchenmarkt «wobei am Ende was rauskommen soll, was vielleicht schön ist». Er ist ein Detaillist im Vexieren zwischen Sonnendeck und emotionaler Tiefgarage, kommt erschwerend dazu oder sagen wir erleichternd, dass der Text wie Musik in Bildern ist. Mit DIE GESCHICHTE MEINER EINSCHÄTZUNG… gewann er beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2007 den 3sat- und den Publikumspreis. Über seine Biographie ist wenig bekannt. Kameras verwehrt er nach Möglichkeit den Zugriff. Er gilt als höflich und talentiert. Lebt in Köln.
Ich versuche in Bildern zu sprechen, anstatt die Dinge direkt zu benennen, weil ich sie gar nicht benennen kann. Die Wirklichkeit hat ja oftmals diesen Lotuseffekt, jede direkte Beschreibung perlt an ihr ab. Dann muss eben etwas anderes gegen die Wirklichkeit gesetzt werden, was eine eigene Wirklichkeit beansprucht. So funktioniert es vielleicht.

Am 9.5. ist PeterLicht selbst mit einem Konzert bei AUA zu Gast.

Mit: Thiemo Strutzenberger | Regie: Katharina Schwarz | Ausstattung: Gudarz Moradi

SCHLACHTHAUS THEATER
FR 11.5. | 20:00 anschl. Publikumsgespräch
SA 12.5. | 18:30

Sprache: Deutsch
Spieldauer: 50min
Eintritt: 35.–/25.–

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