Romina Paula & Gerhard Meister (Buenos Aires/Zürich)
FIKTIONLAND
Rosa kam in Argentinien zur Welt. Dort lebt sie schon ihr ganzes Leben. Ihren Vater kennt sie nicht. Das Einzige, was sie von ihm besitzt, sind ein paar Dias, gefunden im Nachlass ihrer verstorbenen Mutter. Dias aus den Fünfziger Jahren, in verwaschenen Farben, Urlaubsfotos aus Patagonien und Bilder aus der Kindheit ihres Vaters in Deutschland. Rosa will nach Europa reisen, ihren Vater suchen und fragen, warum er damals einfach abgehauen ist. Rosa war noch nie in Europa. Bárbara, Evangelina und Raquel auch nicht. All das, was sie von der Ersten Welt wissen, haben sie irgendwo gehört, gesehen oder gelesen. Die Freundinnen mischen sich mit Verve in Rosas Spekulationen ein, über ihren Vater, ihre europäischen Wurzeln. Gibt es so etwas wie Zugehörigkeit? Hat man Wurzeln und ein Erbe? Gibt es eine ältere und stabilere Erste Welt? Und: Wie kamen die Dias ins Haus ihrer Mutter? Ist darauf wirklich ihr Vater zu sehen? Oder ist der Vater aus Deutschland am Ende nur eine Fiktion?
Das Bild, das wir von uns haben, die Bilder, die wir von den Anderen haben – verraten sie etwas über eine Wahrheit, die sich hinter ihnen verbirgt? Wissen wir, wer wir sind und wer die Anderen? Eine so abgründige wie komische Reise durch Sehnsüchte und Abwehr in der Begegnung von Lateinamerika und Europa.
FIKTIONLAND entstand im Rahmen von Dramaturgias Cruzadas, einer vom Goethe-Institut und Pro Helvetia initiierten Zusammenarbeit von argentinischen und europäischen DramatikerInnen als interkultureller Dialog (Konzept: Erik Altorfer und Hartmut Becher). Wie aber schreiben eine Argentinierin und ein Schweizer, die sich noch nie gesehen haben, zusammen ein Stück? Es beginnt mit E-Mails – für den Schweizer ganz bequem, weil die Argentinierin dank deutscher Grosseltern seine Sprache spricht, erste Texte entstehen und wandern hin und her über den Atlantik, es wird geskypt und diskutiert, sie montiert eine Probefassung für ihre Schauspielerinnen, es folgt eine Werkstattaufführung im Teatro Callejon im September 2010 und Aufführungen einer weiter entwickelten Fassung im März 2011.
Romina Paula: Autorin von Theaterstücken und Romanen, Regisseurin, Schauspielerin, Jahrgang 1979, Geburtsort: Buenos Aires.
Gerhard Meister: Autor von Theaterstücken und Hörspielen, Performer, Jahrgang 1967, geboren im Emmental.
Mit: Inés Efrón, Pilar Gamboa, Agustina Muñoz, María Villar | Inszenierung: Romina Paula | Dramaturgie: Erik Altorfer | Bühne, Licht: Matías Sendón | Kostüme: Romina Paula Entstanden im Rahmen von «Dramaturgias Cruzadas. Stücke aus der Zusammenarbeit von argentinischen und europäischen Dramatikern»
Ein Projekt im Rahmen des Austausches mit Argentinien und Chile, initiiert vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
SCHLACHTHAUS THEATER
FR 29.4. | 20:00 anschliessend Publikumsgespräch
SA 30.4. | 20:00
Sprache: Spanisch mit deutschen Übertiteln
Spieldauer: 1h
Eintritt: 35.–/25.–