schindelkilliusdutschke (D)

Mondflucht

Ein musikalischer Theaterabend

Romantisches Sehnen und Kampf gegen die Schwerkraft: alles Irdische hinter sich lassen auf dem Weg ins lunare Traumexil. Weder Heiner Müllers Verdikt (Ihr Gedanke, den Mond betrachtend? ? Schade, dass er so entzaubert ist.) konnte ihm etwas anhaben, noch Neil Armstrong?s legendärer kleiner Schritt, den auch nach 40 Jahren noch nicht die ganze Menschheit für zweifelsfrei erhaben hält. Und er bewegt uns doch! Uns ist egal, ob da oben eigentlich immer noch die amerikanische Flagge flattert, wir liegen uns paar- und massenweise tränenselig in den Armen, wenn Herbert Grönemeyer 7 Strophen lang Der Mond ist aufgegangen durchnölt. 

Schindelkilliusdutschke machen uns bereits von der ersten Strophe an mondsüchtig. Sie entführen uns von der Klassik zur Moderne zum Volkslied, vom greatest hit der Schöpfungsgeschichte (Beethoven?sche Mondscheinsonate) bis zur sowjetischen Nationalhymne von Alexander Alexandrow (der gleich zwei Kosmonauten als Namensvetter hat). Sie lassen den Himmel die Erde küssen und bringen den Mond- und Sternengucker Galilei ins Schwitzen, wenn er wider besseres Wissen die Erde wieder auf einen unbeweglich starren Mittelpunkt herunterdimmt. Und wenn die drei Tonada de Luna Llena anstimmen, dann klingt das zwar ganz anders als Caetano Veloso?s schmeichelweiche brasilianische Seidenstimme, aber unvergleichlich schön: Yo vide una garza mora / Dandole combate a un rio / Asi es como se enamora / Tu corazon con el mio? was soviel heisst wie: Ich sah einen Graureiher / Kämpfen gegen einen Fluss / So verliebt sich / Dein Herz in meines… und wir uns in diesen Abend, der uns Erdenschwere mitnimmt auf lunaren, schwebeleicht kuriosen, inspirierend verschlungenen Fluchtpfaden zwischen Romantik und Technik, Intellekt und Sentiment.

Die Trio-Formation schindelkilliusdutschke ist als musikalische, philosophische, performative Mehrfachbegabung seit 2005 produktiv. Ihr Credo: Music is never pure: it is attitude, it is theatre.(Luciano Berio). Das leben sie in ihren assoziativen Kreationen aus, mit Geist und Witz und Herz, in allen Stimm- und Körperlagen. 

Von und mit: Volker Schindel, Rainer Killius, Tobias Dutschke | Inszenierung: Matthias Rebstock | Dramaturgie: Jens Schubbe | Ausstattung: Sabine Hilscher

Produktion: Konzerthaus Berlin in Zusammenarbeit mit schloss bröllin e. V.

Eine gemeinsame Veranstaltung von Musikfestival Bern, Zentrum Paul Klee, AUAWIRLEBEN 

ZENTRUM PAUL KLEE Forum
SO 26.4. | 19:00
MO 27.4. | 19:00 | anschl. Publikumsgespräch

Spieldauer: 50 min