Ant Hampton & Gert-Jan Stam (London/Amsterdam/Berlin)

OK OK

Vier Textbücher, vier bequeme Sitzgelegenheiten, dazu ein Schlückchen Flüssiges und vier Personen, die gleichzeitig Akteure und Zuschauer sind – kurz: Autoteatro oder eine minimalistische Komödie für ein 4-Personen-Publikum.

Die vier Zuschauer setzen sich und lesen laut den farbig markierten Text aus dem Textbuch vor, das jeder in den Händen hält. Die vier Lesenden merken, dass Bedeutung und Betonung sich wie von selbst ergeben, obwohl ihnen nicht vorgegeben wird, zu ‹schaupielern› oder etwas auf die richtige Weise auszusprechen. Das Gesagte drückt genau die Zweifel, die Neugier und die Angst aus, die zu erwarten sind, wenn jemand etwas in einer Gruppe laut vorlesen soll, ohne Vorbereitung.

Der Text scheint den Gedanken der Lesenden immer einen Schritt voraus zu sein. Das führt zu dem komischen Effekt, dass das Textbuch eine Art Eigenleben annimmt und führt: ein Text, der geschrieben wird, während er gesprochen wird. Dieser Eindruck verstärkt sich im Verlauf des Stückes bis hin zu dessen überraschendem Ende.

Es ist, als würde sich der Text in dem Moment verfassen, in dem er vom Akteur gelesen wird. Das ist gleichermaßen verwirrend wie spannend. Gerade deswegen ist «Ok Ok» eine lohnende Erfahrung.
(Chemnitzer Zeitung)

2007 will Gert-Jan Stam, der eigentlich bildender Künstler ist, etwas Neues machen und schreibt ein Stück. Nach der Premiere kommt eine Frau auf ihn zu und bittet um eine Kopie des Textbuchs. Als er wissen will, was sie damit vorhat, erklärt sie, sie würde das Stück gerne zu Hause mit ihrer Familie aufführen. Erstaunt und fasziniert von dieser Idee, beginnt er, ein Stück zu schreiben, das jeder ‹in den heimischen vier Wänden› und vor allem ohne zu proben aufführen kann. Er wird in ein Residency-Programm in Irland aufgenommen, das 15 ausgewählten Künstlern die Möglichkeit bietet, mit der Hilfe und unter Anleitung von drei Mentoren zu arbeiten, von denen in jenem Jahr (2010) einer Ant Hampton ist. Gemeinsam arbeiten sie das Projekt aus im Rahmen der Autoteatro-Reihe. OK OK schliesst an Ant Hamptons’s frühere Kollaboration THE QUIET VOLUME mit Tim Etchells (s. Seite 6) an. Als die erste Autoteatro-Produktion ohne Tonaufnahme oder Kopfhörer setzt OK OK den gedruckten Text als vergleichbare, wenn auch viel ältere und transparentere ‹Technik› ein. Jeder kann mitlesen, was die anderen sagen. Nach der englischen Premiere 2011 in Edinburgh tourt OK OK holländisch durch die Niederlande, arabisch nach Kairo und landet bei AUA erstmals in der Schweiz.

Konzept, Text: Ant Hampton, Gert-Jan Stam | Deutsche Fassung: Karen Witthuhn / Transfiction | Künstlerische Produktionsleitung: Katja Timmerberg

Entwickelt in Residenz am Vooruit Gent im Rahmen des Festivals The Game is Up! Unterstützt von Project Arts Centre Dublin und Het Huis van Bourgondië Maastricht

Sprache: Deutsch | also available in English
Spieldauer: ca. 1h
Eintritt: 20.–/10.–