Tabea Martin & Matthias Mooij (Basel/Amsterdam)

SOFORT GENIESSEN

«I need a landscape
I will build that landscape
and I will call it Jojo
when we both arrive in Jojo
me and my partner
my partner starts to sing a song» 

Tabea will alles. Subito. Und das ist verdammt viel und wechselt rasant schnell, pausenlos, eine entfesselte Wunschmaschine: sie will ein dreistöckiges Haus mit 20 Türen und 2 Kinderzimmern für eventuelle Kinder, Spass haben, tanzen, eine neue Nase, eine Kühltasche, nach Afrika, sterben mit Pathos, einen Partner, Freunde, sehr viele Freunde, verschwinden, zurückkommen und noch unendlich viel mehr. Matthias will das gar nicht: «Es gibt natürlich viel zu tun, aber um was zu tun, muss man schon Lust haben, was zu tun.» Beide zusammen ergeben einen leibhaftig auf die Bühne gesetzten Widerspruch. Den akuten Widerspruch unseres Genusszeitalters: der allgegenwärtige Imperativ zu geniessen lässt dem Genuss keine Zeit, aber geniessen ist ein Zustand, der sich an kein Zeitlimit binden lässt. Das ist so klar wie unauflösbar vertrackt. Sie macht mit Sahnespraydose und ungebrochener Energie Jagd auf den ultimativen Genusskick, wie ein Heli-Hopper und ganz dem Wechselkurs der Genüsse verpflichtet.

Er pflegt seinen Lust- und Genussfrust mit zartem Gesang: «Was auch immer geschieht, mach Musik.» Das hilft bei Halbdepression. Und bei wunschlosem Unglück. Wir, die Zuschauer, gruppiert auf Klappstühlchen, werden je länger je mehr verwickelt in den herzzerreissenden Widerspruch, der da mitten unter uns ausgetragen wird. Und ertappen uns beim Kokettieren mit dem gesellschaftlichen Tabu, einfach aus der Wunschmaschine auszusteigen. 

«Wer eine erfrischende, teils provozierende Tanz-Theater-Performance liebt, sollte hingehen. (…) Die Echtheit des erfrischenden Tanzes der beiden kontrastiert die erwähnten Surrogatwelten, der Tanz ist unmittelbar, greifbar nah, mitreissend echt.» (Basellandschaftliche Zeitung)

Tabea Martin, Schweizer Choreografin und Tänzerin, und der niederländische Regisseur und Performer Matthias Mooij haben mit ihren bisher vier gemeinsamen Projekten einen eigenen Stil entwickelt: Sie untersuchen akute Phänomene unserer Zeit und finden dafür eine performative Umsetzung, die Brisantes mit leiser Ironie unterwandert und schmerzliche Irritation zulässt. Sie sprechen nicht über «die Anderen», sie stehen auf der Bühne als Tabea und Matthias, Exemplare der Genussgeneration.

Von und mit: Tabea Martin, Matthias Mooij | Künstlerische Mitarbeit: Manuel Scheiwiler | Bühne: Jean Marc Desbonnets | Kostüme: Mirjam Egli | Dramaturgie, Produktionsleitung: Peter-Jakob Kelting 

Koproduktion: Rote Fabrik Zürich / Zürcher Theaterspektakel, Theater Roxy Birsfelden, Südpol Luzern, PRAIRIE – das Koproduktionsmodell des Migros-Kulturprozent mit innovativen Schweizer Gruppen

ZENTRUM PAUL KLEE Forum
SA 30.4. | 20:00 anschliessend Publikumsgespräch
SO 1.5. | 18:00

Sprache: Deutsch und Englisch
Spieldauer: 1h
Eintritt: 35.–/25.–

www. sofortgeniessen.ch