vorschlag:hammer (Hildesheim/Bern)

VOM SCHLACHTEN DES GEMÄSTETEN LAMMS UND VOM AUFRÜSTEN DER AUFRECHTEN

Wo auf dieser weiten Erde kann man nach seiner eigenen Façon leben, arbeiten und glücklich werden, wenn dieses unermüdliche Vorhaben auf brutalste Ablehnung stösst oder die Natur gewaltsam zurückschlägt? Und wie legt man auf der Bühne eine gute Geschichte hin, die im wirklichen Leben schon gründlich schiefging? Zwei Fragen, aus der die junge Gruppe vorschlag:hammer eine einzige macht und sich einzigartig von allen Konventionen löst. Statt einer Geschichte erzählen sie gleich zwei, parallel montiert, die von John und die von Bjartur. Bedient haben sie sich dafür sehr frei bei Tristan Egolfs amerikanischer Outlaw-Ballade «Monument für John Kaltenbrunner» und beim isländischen Nobelpreisträger Halldór Laxness mit «Sein eigener Herr». Beide Romanhelden, der eine Schaf-, der andere Hühnerzüchter, sind konsequente Querköpfe und scheitern grausam an der Sache mit dem selbstbestimmten Leben. Wenn nordische Winter einbrechen und tückische Spulwürmer sich einquartieren, wenn der unstillbar melancholische Mob aus sektiererischen Patrioten seine Nachbarn am liebsten an den Laternenpfosten auf dem Weg zur Arbeit baumeln sieht, dann hilft kein stoischer Optimismus und kein Daueridealismus mehr. Dann ist es aus mit der Redlichkeit und der arbeitsamen Existenzgründung. Dann ist Furor und Rebellion angesagt.

Um die Latte der Lebens- und Kunst-Anforderungen noch höher zu setzen, zieht die Gruppe gleich noch eine dritte Ebene ein: Storytelling-Rezepte, hollywoodlike und amerikanisch handlungsaktiv, deren Verfasser Robert McKee erblassen würde über soviel experimentelle Respektlosigkeit, mit der man ihn hier unterminiert.

«Die Inszenierung (…) erfindet sich ihre Form für eben das, was sie in dieser Form erzählen will. Dabei nimmt diese Produktion das Publikum ernst, ohne es überfahren oder einlullen zu wollen, und hält es auch nicht für so blöd, dass man ihm alles erklären muss.» (Jury Körber Studio Junge Regie)

Kristofer Gudmundsson (*1986) und Gesine Hohmann (*1986) studierten Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis mit Schwerpunkt Theater an der Universität Hildesheim. Stephan Stock (*1985) machte 2010 seinen Bachelor of Arts in Theatre an der Hochschule der Künste Bern und ist Masterstudent an der Zürcher Hochschule der Künste. Gemeinsam sind sie vorschlag:hammer. VOM SCHLACHTEN DES GEMÄSTETEN LAMMS… ist ihre erste gemeinsame Arbeit, die 2010 die Jurypreise des 100°-Festvials (HAU, Berlin) und des Körber Studios Junge Regie (Thalia Theater, Hamburg) abholte.

Mit: Gesine Hohmann, Stephan Stock | Von: Kristofer Gudmundsson, Gesine Hohmann, Stephan Stock | Dramaturgische Mitarbeit: Anna Fries | Stimme: Ralph T. Engelmann 

Eine Produktion des Freien Theaters Tempus fugit in Kooperation mit der Hochschule der Künste Bern und der Universität Hildesheim

ZENTRUM PAUL KLEE Forum
MI 4.5. | 20:00
DO 5.5. | 20:00 anschliessend Publikumsgespräch

Spieldauer: 1h
Eintritt: 35.–/25.–

www. fugit.de