2011

28. April–8. Mai 2011

Welt offen

Wir sind Weltbürger. Frei flottierend bewegen wir uns auf dem ganzen Globus herum, die Länder, Jobs und Partner öfter als den PIN-Code wechselnd. «Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück» – weil man da besser leben und arbeiten kann, weil die Stadt X gerade angesagt ist, cool und stylish. Und wenn wir mal Urlaub haben, reisen wir was das Zeug hält – sofern uns nicht gerade die Natur mächtig dazwischenfunkt. Selbst im Cyberspace bewegen wir uns wie ein Fisch im Wasser oder hacken uns durch. Feinde und Freunde finden wir Digitalnomaden überall. Ziemlich grenzenlos das Ganze. Very moving! Könnte schön sein, dass die Welt so offen ist. Und wir so weltoffen sind. Würde uns die Sehnsucht nach Bodenhaftung, die heimatlichen Bindungsgefühle, die emotionale Erinnerung an Vergangenes nicht immer wieder einholen. Und würden sich da hinterrücks nicht alte Grenzen auftun und neue einschleichen. Freizügigkeit gilt nicht für alle gleich. Gleichgültig, ob du freiwillig oder zwangsweise weggehst, ob aus Lust, Frust oder Not. Gehen oder bleiben, Ausweis oder Ausweisung? Drei Buchstaben mehr und du bist raus. Bau- und Kleidervorschriften – die Höhe von Türmen, die Bedeckung von Köpfen –, die differente Bestrafung krimineller Delikte von sogenannten In- und Ausländern, viel stemmt sich gegen die interkulturelle Perspektive einer gelebten Differenz und negiert den demografischen Wandel. «Integration» ist das Unwort der Stunde. Wer muss sich wie, was, wem anpassen? An welche «Leitkultur»? Wer war zuerst da? Wem gehört das Land, die Stadt, die Strasse, der Arbeitsplatz, der Tanzschuppen, die Menschenrechte, das Theater? Wer ist fremd, wer ein waschechter, «reinrassiger» Schweizer, der nicht mal einen einzigen eingewanderten Vorfahren vorweisen kann? Wer kennt schon seine kulturelle DNA

AUAWIRLEBEN 2011 lässt 12 Produktionen immigrieren aus den Einwanderungsländern Argentinien, Belgien, Deutschland und der Schweiz. Die eingeladenen KünstlerInnen sind Mischlinge: BerlinerTürken, ArabBerliner, deutsche Schweizer und schweizerische Holländer, belgische Koreaner, Argentinierinnen mit deutschen Grosseltern. Die Sprache ist multilingual, die künstlerische Ästhetik grenzenlos. 

Wir freuen uns auf Sie und 11 Tage Interkultur im Theater! 

Ihr AUA-Team

Auawirleben 2011